Select Page

Die Geschichte von Detroit

Text und Foto von Martin Gotsmann

Kurze Zusammenfassung der wichtigsten Daten aus der Geschichte von Detroit. Die Geschichte der Automobilindustrie in den USA. Von einem französischen Pelzhandeslposten zur Autometropole der Welt. Der Aufstieg und Niedergang von Detroit.

1627 Die Franzosen gründen La Nouvelle France und erkunden von Quebec aus die Großen Seen und den Mississippi.
1701 Der Franzose Antoine de la Mothe Cadillac errichtet das Fort Ponchartrain du Détroit. Détroit ist das französische Wort für Meerenge. Die Stadt liegt an einer engen Verbindung zwischen dem Eriesee und dem Huronsee. Mit einem Fort an dieser Stelle, konnte man den Verkehr auf den 5 Großen Seen kontrollieren.
1718 Die Franzosen gründen La Nouvelle Orléans, das heutige New Orleans. Detroit ist eine wichtige Station zwischen Quebec und Lousiana.
1760 Die Engländer erobern im Siebenjährigen Krieg das Fort Detroit und vertreiben die Franzosen.
1763 Neu-Frankreich fällt im Frieden von Paris an England. Kanada wird zur britischen Kolonie.
1764 Detroit wird von Häuptling Pontiac angegriffen, kann aber von den zahlenmäßig deutlich unterlegenen Indianern nicht erobert werden. Der Aufstand richtete sich gegen die Briten, die anders als die Franzosen begannen das Indianerland zu besiedeln. Die Briten beenden den Indianeraufstand durch massive Militärpräsenz. Pontiac wird 1769 von einem anderen Indianer ermordet.
1776 Die Vereinigten Staaten von Amerika erklären in Philadelphia ihre Unabhängigkeit.
1783 Großbritannien erkennt die Unabhängigkeit der USA an. Die loyalen Briten verlassen die USA in Richtung Kanada.
1796 Detroit wird an die USA übergeben.
1805 Ein großes Feuer zerstört Detroit. Danach wird die Stadt nach dem Plan von Augustus Woodward neu aufgebaut. Entgegen dem üblichen Schachbrett Muster erhält Downtown Detroit ein radiales Straßensystem nach dem Vorbild von Washington DC. Nach Woodward wurde die Hauptstraße von Detroit benannt. Am Grand Circus Park kann seinen strahlenförmigen Städtebau bewundern.
1810 Detroit hat rund 1.500 Einwohner.
1812 Die USA wollen Kanada erobern und marschieren Richtung Norden. Die Briten mischen sich in den Krieg ein und erobern Detroit.
1813 Die Briten ziehen sich aus Detroit wieder zurück.
1814 Die USA können Kanada nicht besiegen und der Krieg wird beendet.
1815 Detroit erhält die Stadtrechte.
1825 Der Erie-Kanal verbindet die 5 Großen Seen mit New-York-City. Der Seeweg zum Atlantik ermöglicht den wirtschaftlichen Aufstieg der Industrieregion zwischen Chicago und Cleveland in deren Mitte Detroit liegt.
1834 Das britische Parlament verbietet die Sklaverei in allen Teilen des Imperiums, daher wird auch in Kanada die Sklaverei verboten. Die Organisation Underground Railroad verhilft geflüchteten Sklaven aus dem Süden der USA die Flucht über den “Detroit River” nach Kanada. Da sie in Michigan wieder zurück in die Südstaaten geschickt werden konnten.
1837 Detroit wird Hauptstadt von Michigan.
1847 Lansing wird zur neuen Hauptstadt von Michigan.
1865 Der Amerikanische Bürgerkrieg wird beendet und damit auch die Sklaverei in den USA.
1874 In Detroit leben über 100.000 Menschen.
1895 George B. Selden erhält das Patent für ein Automobil. Das Selden Road Engine hatte einen Zylinder und wurde bereits 1877 vorgestellt.
1899 Die Electric Vehicle Company (EVC) übernimmt das Patent für Automobile von Selden. Die EVC gründet die Association of Licensed Automobile Manufacturers kurz ALAM, an die jeder Autoproduzent Lizenzabgaben zahlen musste.
1903 Henry Ford gründet die Ford Motor Company, bekommt aber keine Lizenz von der ALAM, weil er bereits mit zwei Firmen gescheitert war. Er produziert trotzdem Autos und wird von der ALAM verklagt.
1908 Das erste Ford T Modell “Tin Lizzie” läuft in der Piquette Plant vom Band. General Motors wird von William C. Durant in Detroit gegründet. Noch im gleichen Jahr übernimmt er Buick, Oldsmobile, die Oakland Motor Car Company und Cadillac.
1910 Durant versucht vergeblich Ford zu übernehmen und wird darauf hin von General Motors entlassen.
1911 Ford gewinnt den Prozess gegen die ALAM, das Lizengeschäft mit dem Auto-Patent ist Geschichte. Zusammen mit dem Schweizer Louis Chevrolet gründet William C. Durant in Detroit die Chevrolet Motor Car Company.
1918 Chevrolet wird von General Motors übernommen, William C. Durant gelangt wieder in den Vorstand von GM.
1919 In den USA wird Alkohol verboten. Während der Prohibition wurde ca. 80% des in den USA verkauften Alkohols mit Schnellbooten von Kanada über den “Detroit River” ins Land gebracht.
1921 Detroit erreicht die 1 Mio. Einwohnermarke.
1922 Das General Motors Building (heute Cadillac Place) wird eröffnet.
1925 Die Chrysler Motor Company wird bei Detroit gegründet. Durch die Übernahme von Dodge Brothers Inc. wird die Firma 1928 zum drittgrößten Autohersteller der USA.
1927 Der 133 m hohe Cadillac Tower wird fertiggestellt.
1928 Das Fisher Building und das Penobscot Building werden errichtet.
1929 Die Ambassador-Bridge über dem “Detroit-River” wird eröffnet. Das Art Deco Hochhaus The Guardian Building wird fertiggestellt.
1930 Der “Detroit-Windsor-Tunnel” wird eröffnet, er verbindet die USA mit Kanada.
1933 Die “Prohibition” (Alkoholverbot) wird aufgehoben.
1942 Die USA stellen die Produktion auf Waffen für den Zweiten Weltkrieg um. In den Fabriken von Detroit werden jetzt Fahrzeuge für den Krieg hergestellt. Mehr als 400.000 Menschen aus den Südstaaten ziehen nach Detroit, um in der Kriegsproduktion zu arbeiten. Schwarze und Weiße konkurrieren um Arbeitsplätze und Wohnungen. Spannungen entladen sich in Rassenkonflikten.
1943 Bei Kämpfen zwischen weißen und schwarzen Arbeitern sterben 34 Menschen. Der “Detroit Racial Riot” wird schließlich von der Bundespolizei beendet.
1950 Detroit wächst schnell auf über 1,8 Mio. Einwohner.
1956 Die General Motors streetcar conspiracy kommt ans Licht. GM kaufte ab 1930 in 45 amerikanischen Städten die Straßenbahnbetriebe auf, um die Bahnen durch Busse von GM zu ersetzen. General Motors schaffte es in wenigen Jahren den Öffentlichen Nahverkehr in vielen großen Städten der USA zu ruinieren. Dem Kartell gehörte unter anderen auch Standard Oil und Firestone Tire an. Das Gericht verurteilte die kriminelle Vereinigung auf eine Strafe von lächerlichen 5.000 USD.
1956 Präsident Dwight D. Eisenhower unterzeichnet den “Federal Aid Highway Act”. Ziel war es innerhalb von 10 Jahren ein Highway System mit einer Länge von 66.000 km zu errichten. In Europa wurden schon ab 1921 (AVUS Berlin) erste Teststrecken nur für Autos errichtet. 1933 wurde zwischen Frankfurt und Darmstadt der erste Autobahnabschnitt errichtet, mit je zwei breiten Spuren pro Fahrtrichtung, kreuzungsfrei und nur für Autos. Amerika lag also über 20 Jahre zurück und wollte schnell aufholen, um im Kriegsfall über ein leistungsstarkes Straßensystem zu verfügen. Das “Interstate Highway System” wurden schnell umgesetzt. Interstates mit geraden Nummern verlaufen von Ost nach West, mit ungeraden Nummern von Nord nach Süd. Das Highway System machte viele Bahnstrecken unrentabel und führte zu goldenen Zeiten für Detroits Autoindustrie.
1959 Das Label Motown Records wird in Detroit von dem afroamerikanischen Songwriter Berry Gordy gegründet. Er baute eine Hit-Fabrik mit Diana Ross, Smokey Robinson, den Miracles, Temtations, Suprems, Stevie Wonder und den Jackson 5, um ein paar der Künstler zu nennen. Besuchen Sie das Motown Historical Museum in Detroit, um mehr zu erfahren.
1963 Die Michigan Central Station, der Hauptbahnhof von Detroit wird stillgelegt. Detroit hat rund 3,5 Millionen Einwohner.
1965 Die Edison Company lässt eine städtebauliche Studie zur Zukunft von Detroit erstellen. Der Stadtplaner Constantinos Doxiadis prognostiziert das Wachstum der Stadt auf 8 Millionen bis zum Jahr 2000. Die “Urban Detroit Area” soll demnach auf 15 Millionen Bewohner anwachsen. Um diese enorme Zunahme an Menschen zu bewältigen, soll nördlich des Lake St Clair eine neue Großstadt errichtet werden.
1967 Schwere Rassenunruhen in Downtown, bei denen 43 Menschen sterben und viele Gebäude zerstört werden. Die weiße Mittelschicht flüchtet daraufhin aus Detroit. Die sogenannte White flight findet in fast allen amerikanischen Großstädten statt und führt zu ausufernden Vorstädten mit homogener weißer Bevölkerung.
1973 Die “Ölkrise” zwischen 1973-1979 führt zu einer Rezession in den westlichen Industriestaaten.
1975 Die Industriezentren an den Großen Seen stagnieren. Die einst wirtschaftsstarke Region, mit viel Schwerindustrie entwickelt sich zum Rust Belt. Durch die Ölkrise sind Sprit fressende amerikanische Autos auf dem Weltmarkt nicht mehr gefragt. Europäische Konzerne decken den Bedarf an Luxus Fahrzeugen während japanische Hersteller preiswerte Kleinwagen produzieren. Der Niedergang von Detroit beginnt.
1994 Das Nordamerikanische Freihandelsabkommen “NAFTA” zwischen den USA, Kanada und Mexiko, führt zur massiven Abwanderung von lohnintensiven Arbeiten nach Mexiko. In Detroit gehen viele Industriearbeitsplätze verloren.
1998 Chrysler fusioniert mit Daimler-Benz zu Daimler-Chrysler. Das 25 stöckige Hudson’s Kaufhaus auf der Woodward Avenue wird gesprengt.
2000 Die Bevölkerung von Detroit sinkt auf 950.000.
2007 Daimler verkauft Chrysler an den Hedgefond Cerberus.
2008 Chrysler ist Pleite und wird durch einen Staatskredit gerettet. Fiat beteiligt sich an Chrysler.
2009 General Motors ist Pleite und wird aufgelöst. Der Konzern mit Schulden von 172 Milliarden Dollar wird vom Staat gerettet und geht ein Jahr später wieder an die Börse.
2013 Die Stadt Detroit ist mit 18 Milliarden US Dollar hoffnungslos verschuldet und muss Konkurs anmelden. Die Einwohnerzahl sinkt auf unter 700.000. Über 80.000 Häuser stehen leer.
2014 Detroit werden 1/3 seiner Schulden erlassen, die Finanzen der Stadt werden jedoch einer Aufsichtskommission unterstellt. Fiat übernimmt Chrysler zu 100%.
2016 Die hohe Kriminalitätsrate mit 350 Morde pro Jahr und die zunehmende Brandstiftung in leer stehenden Häusern, lassen die Stadt weiter zu Grunde gehen.
2017 Donald Trump wird Präsident der Vereinigten Staaten. Er verspricht die Arbeitsplätze aus Mexiko zurück in die USA zu holen. Detroit hofft auf die Rückverlagerung von Arbeitsplätzen. Auf dem Grundstück des ehemaligen Hudson’s Kaufhaus beginnen die Arbeiten für einen 209 m hohen Wohn- und Hotelturm von SHoP Architects aus New York.
2018 GM Chefin Mary Barra streicht 10.000 Arbeitsplätze. In Detroit soll ein GM-Werk geschlossen werden. Die Ford Motor Company kauft den verlassenen Bahnhof von Detroit, die Michigan Central Station.
2020 Mit den Monroe Blocks wird eine Brache im Zentrum von Detroit bebaut. Das Hochhaus von Schmidt Hammer Lassen Architekten aus Kopenhagen ist das erste Hochhaus seit über 25 Jahren. Die meisten Gebäude im Zentrum sind saniert, die Stadt ist sauber. Trotzdem wirkt die Stadt leer. Ein weiteres Projekt ist der rund 300 m hohe Hudson Tower finanziert von Dan Gilbert. Der Wohnturm mit Einkaufszentrum soll auf dem Grundstück des ehmaligen Hudson’s Kaufhaus entstehen. Der Aufschwung Detroits ist vor allem dem Milliardär Dan Gilbert und der Familie Ilitch zu verdanken, die viele Gebäude sanierten.
2022 Die Einwohnerzahl von Detroit sinkt auf rund 660.000. In der Metropolregion Detroit leben etwa 4 Millionen Menschen.
Detroit Street Art

Anzeige