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Die Geschichte von Persepolis

Text Martin Gotsmann Fotos Matthias Haller

Der Aufstieg des Perserreichs

Persepolis war die Hauptstadt des Perserreichs. Die Stadt wurde 518 vC von Darius I. gegründet, der die Hauptstadt von Pasargadae an diese Stelle verlegte. Das Reich der Perser war damals das größte der Welt, es erstreckte sich von Ägypten bis Afghanistan und von Griechenland bis Usbekistan. Es wurde um 700 vC von Achaimenes gegründet und wird deshalb auch Achämenidenreich genannt. Der Name Persepolis stammt von den Griechen und bedeutet “Stadt der Perser”. Unter Darius I. wurde die Stadt “Persa” genannt, wie die Region in der die Stadt lag. Aus dieser Bezeichnung entwickelte sich der Name Persien.

Darius I. (auch Dareios) wurde 522 vC zum Großkönig der Perser ernannt. Er war der Gründer von Persepolis, der hier seinen Residenz-Stadt errichten ließ und das Land bis 486 vC regierte. Der stabilisierte die Macht in den unterworfenen Gebieten und konnte das Perserreich bis nach Indien vergrößern. Mit der Eroberung von Milet 494 vC beendete er auch den Ionischen Aufstand der Griechen in Kleinasien. Unter seiner Herrschaft fand auch die Schlacht von Marathon statt, bei der die Griechen die Perser 490 vC vertreiben konnten.

Der Krieg gegen die Griechen wurde von seinem Sohn Xerxes I. fortgesetzt, der in der Seeschlacht von Salamis (480 vC) besiegt wurde und sich nach Persien zurückziehen musste. Xerxes I. regierte von 486 vC bis 465 vC und baute in Persepolis einen weiteren Palast.

Sein Sohn Artaxerxes I. regierte bis 424 vC und baute die “Halle der 100 Säulen” in Persepolis. Artaxerxes I. kämpfte weiter gegen die Griechen, die einen Aufstand gegen die Perser in Ägypten unterstützten. Artaxerxes I. beendete die Kriege gegen Griechenland 448 vC durch Verhandlung mit Kallias II.

Nach mehreren Morden um die Thronnachfolge wurde Dareios II. zum neuen Großkönig der Perser, er regierte bis 404 vC. Er unterstützte die Spartaner finanziell, im Peleponnesischen Krieg gegen den Attischen Seebund. Die Spartaner siegten und Athen verlor an Macht. Für die Perser wurde dadurch die Gefahr eines Angriffs im Westen ihres Reichs reduziert.

Sein Nachfolger Artaxerxes II. lebte bis 358 vC. Er regiert 45 Jahre lang und baute sich in Susa einen Palast. Er wurde als erster Großkönig in Persepolis bestattet, seine Vorgänger wurden in Naqsch-e Rostam beigesetzt.

Sein Sohn Artaxerxes III. regierte von 358 vC bis 338 vC. Zum Beginn seiner Herrschaft machten sich mehrere Statthalter (Satrapen) selbstständig. Artaxerxes III. hatte große Mühe, die Satrapenrevolution niederzuschlagen und Ägypten zurückzuerobern. Im folgte Artaxerxes IV. der seinen Vorgänger und dessen Söhne vergiften ließ. Der Eunuch Bagoas, der Artaxerxes III. vergiftet hatte, vergiftete auch Artaxerxes IV. bevor er selbst von Dareios III. vergiftet wurde. Dareios III. war der letzte Herrscher der Perser, der 336 vC den Thron bestieg.

Der Untergang des Perserreichs

Das Perserreich war durch den ständigen Wechsel der Großkönige geschwächt. Alexander der Große marschierte 334 vC in Persien ein und konnte in der Schlacht bei Issos 333 vC die zahlenmäßig weit überlegenen Perser schlagen. Zudem schickte Alexander seinen General Parmenion, um Damaskus zu besetzten. Dort befand sich die Kriegskasse der Perser und die Familie von Dareios III., die gefangen genommen wurde. Statt direkt nach Persepolis zu ziehen, eroberte Alexander die östliche Mittelmeerküste und zog bis nach Ägypten. Damit schwächte er das Perserreich immer mehr und schnitt es zudem von den verbündeten Phöniziern ab, die nun keinen Hafen mehr in der Region zum Anlanden hatten. Alexander setzte Dareios III. Schachmatt, bevor er nach Persepolis zog. Bei der Schlacht von Gaugamela 331 vC besiegte Alexander das Persische Heer unter der Führung von Dareios III. Dieser konnte fliehen, hatte aber seine Armee verloren. Alexander besetzte daraufhin Babylon und erklärte sich dort zum König von Asien.

Im Jahr 330 vC rückte Alexander der Große ins persische Kernland vor und konnte Persepolis kampflos einnehmen. Der flüchtige Dareios III. wurde in Baktrien vom Statthalter Bessos getötet. Alexander ließ seine Leiche in Persepolis feierlich beisetzen. Ob Alexander der Große Persepolis zerstören ließ, ist bis heute umstritten. Sehr wahrscheinlich wurde nur der Tempel von Xerxes I. niedergebrannt. Da Xerxes die Akropolis in Athen zerstören ließ, als er die Stadt erobert hatte. Alexander war ein kluger Mann, er versuchte überall die Besiegten zu Verbündeten zu machen und zerstörte deshalb nur wenige Städte. Da sich der Satrap Bessos selbst zum Großkönig von Persien erklärte, folgten die Perser Alexander, um den Mörder ihres Königs zur Strecke zu bringen. Sie zogen gemeinsam nach Zentralasien und nahmen Bessos gefangen. Alexander zog weiter nach Samarkand und hatte damit alle Provinzen des Perserreichs erobert. Persepolis war fortan nicht mehr das Zentrum der Macht und wurde verlassen, weil die Residenzstadt ohne den Königshof nicht mehr funktionierte.

Persepolis diente fortan als Steinbruch für den Bau der umliegenden Städte. Erst 1931 begannen wissenschaftliche Ausgrabungen. 1979 wurde Persepolis zum UNESCO-Welterbe erklärt.

Sehenswürdigkeiten in Persepolis

Tor aller Länder

Das “Tor aller Länder” befindet sich hinter dem Treppenaufgang, der auf die Terrasse führte, auf dem die Palastbauwerke stehen. Das Bauwerk wurde von Xerxes I. als Eingang errichtet. Das “Tor aller Länder” diente als Wartehalle für Abgesandte aus den unterworfenen Ländern, die dem Perserreich tributpflichtig waren. Das “Tor aller Länder” sollte die Abgesandten beeindrucken und einschüchtern. Über 16 m hohe Säulen trugen das Dach der Wartehalle. Kunstvoll verzierte Kapitelle und riesige Figuren, stellten die Macht der Perserkönige zur Schau. Vom “Tor aller Länder” gab es zwei Ausgänge, eines führte zur Prozessionsstraße, das andere zum Apadana-Palast.

Apadana Palast

Der Apadana Palast wurde von Dareios I. um 515 vC errichtet. Er diente hauptsächlich dafür, der Parade der Geschenkebringer aus allen Teilen des Perserreichs, einen prächtigen Rahmen zu bieten. Der riesige Palast steht auf einem nahezu quadratischen Grundriss, mit einer Seitenlänge von etwa 125 m. Der Apadana ist damit der größte Palast von Persepolis. Er wurde von den Nachfolgenden Großkönigen stetig erweitert. Xerxes I. legte den Eingang nach Norden und baute dafür die Hauptfassade um. Kommt man vom “Tor der Länder”, steht der Apadana Palast auf einer höheren Ebene. Um von dort in den Palast zu kommen, steigt man eine parallel zur Fassade verlaufende Treppe empor. An dieser Treppe sind gut erhaltene Reliefs der Abgesandten zu sehen, wie sie ihre Geschenke tragen. Von der eigentlichen Thronhalle sind nur noch einige Säulen erhalten, die von der einstigen Größe des Apadana Palasts zeugen.

Darius Palast

Südlich des Apadana Palasts befindet sich der eigentliche Palast von Darius I. Dieser Palast ist deutlich kleiner und diente tatsächlich als Wohnbereich des Persischen Königs. In diesem Bereich der Ausgrabungsstätte sind viele Torbögen erhalten.

Im angrenzenden Bereich entstanden auch die Paläste von Xerxes I. und seinen Nachfolgern Artaxerxes I-III. Neben den königlichen Gemächern wurde der Harem errichtet, der das Areal der Königspaläste nach Süden und Osten begrenzt.

Skulpturen und Symbole

In Persepolis findet man viele Skulpturen und Reliefs. Die meisten Symbole stellen die Macht des Königs dar, wie Löwen, Adler und Stiere. Zudem sieht man Schutzgötter aus der assyrischen Mythologie wie den Lamassu. Das Lamassu ist ein Stier mit Flügeln und einem menschlichen Kopf. Es verkörpert die Kraft eines Stieres, die Freiheit eines Adlers und die Intelligenz eines Menschen. Es steht als Monumentalskulptur vor dem Eingang zu Königspalästen. In Persepolis sieht man das Lamassu am “Tor aller Länder”.

Ein weiteres Symbol ist der Homa, eine Mischung aus Löwe und Adler. Der Greif galt als Wächter des Goldschatzes, weil er besonders aufmerksam war. Heute ist das Fabelwesen das Markenzeichen der Iranischen Fluggesellschaft. Der doppelte Homa in Persepolis (Foto), war ursprünglich nicht auf einer Säule angebracht, wie man ihn heute sieht. Er war Teil eines Bauwerks und wurde zum Schutz vor Touristen auf dieser Säule angebracht.

Die achämenidischen Großkönige glaubten an die Lehre von Zarathustra. Deshalb sieht man auch zoroastrische Symbole in Persepolis. Da das Perserreich viele Kulturen und Religionen umfasste, findet man auch Symbole aus anderen Kulturen in der Hauptstadt. Die Perser waren tolerant gegenüber anderen Religionen und versuchen alle Völker ihres Reichs zu repräsentieren, um ihre Macht zu festigen.

Artaxerxes Grabmal

In den Bergen am östlichen Rand der Ausgrabungsstätte befinden sich zwei Felsengräber, in denen Artaxerxes II. und Artaxerxes III. ihre letzte Ruhestätte gefunden haben. Wer sich in welchem Grab befindet ist nicht abschließen geklärt. Über dem Felsengrab sieht man das Faravahar, das zoroastrische Symbol des menschlichen Geistes. Das Symbol zeigt ausgebreitete Flügel und einen Menschen, der einen Ring in der Hand hält. Das Faravahar symbolisiert die Grundwerte Gutes Denken, Gutes Tun und Gutes Sprechen. Der Kreis symbolisiert, dass der menschliche Geist keinen Anfang und kein Ende hat.

Weitere Gräber der Persischen Großkönige befinden sich in Naqsch-e Radschab, dass nur rund 6 Kilometer entfernt liegt. Hier sind die Felsengräber von Darius I., Xerxes I., Darius II. und von Atraxerxes I. versammelt.

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