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Karl-Marx-Allee

Text und Fotos Martin Gotsmann

Die Karl-Marx-Allee war ein Prestigeprojekt der Sowjetunion. Sie sollte ein Musterbeispiel für die sozialistische Stadt werden, nach den 16 Grundsätzen des Städtebaus. Palastartige Wohngebäude, große Plätze und breite Alleen sollten Werbung machen für die Diktatur des Proletariats. Nach den ideologischen Vorgaben aus Moskau, plante Hermann Henselmann die Stalinallee, wie die Straße damals genannt wurde. Die sozialistische Karl-Marx-Allee beginnt am Alexanderplatz und endet an der Proskauer Straße / Niederbarnimstraße. An dieser Stelle beginnt wieder die gründerzeitliche Blockrandbebauung Berlins, was man an der Architektur und am reduzierten Straßenquerschnitt gut erkennen kann. Die Karl-Marx-Alle besteht aus zwei unterschiedlichen Bauphasen. Die erste Bauphase war der Abschnitt zwischen Proskauer Straße im Osten und dem Strausberger Platz im Westen. Dieser Teil wurde nach den 16 Grundsätzen des Städtebaus errichtet, mit traditioneller Bauweise aus Ziegelstein und mit vielen Ornamenten. Das war sehr teuer und wurde später durch die industrielle Bauweise abgelöst. Der zweite Bauabschnitt, zwischen Strausberger Platz und dem Alexanderplatz ist moderner und wurde in Plattenbauweise aus Beton errichtet.

Frankfurter Tor

An der Karl-Marx-Allee gibt es zwei munumentale Pätze, den Strausberger Platz und das Frankfurter Tor. Das “Frankfurter Tor” wird von zwei gleichen Wohntürmen gebildet, die 1953 von Hermann Henselmann entworfen wurden. Die beiden Turmspitzen erinnern an die Kirchtürme am Gendarmenmarkt von Gontard. Der rechteckige Platz wird von 6-geschossigen Wohnhäuser umschlossen, die von der monumentalen Karl-Marx-Allee zurückspringen und einen riesigen Platz bilden. Ab dem Frankfurter Tor stadtauswärts, heißt die Straße heute Frankfurter Allee, sie führt in Richtung Frankfurt an der Oder. Das Frankfurter Tor war als Stadteingang gedacht, der alle Reisenden aus dem Osten, beeindrucken sollte.

Die 16 Grundsätze des Städtebaus

Nach der Zerstörung Berlins und der Teilung der Stadt, entwickelte die DDR Führung einen Wiederaufbauplan für die Ost-Deutsche Hauptstadt. Die ursprüngliche Planung orientierte sich an der Charta von Athen, die von den Vertretern der modernen Architektur entwickelt wurde. Der westlich geprägte Internationale-Stil war nicht das, was man sich in Moskau vorgestellt hatte. Die Russen wollten eine sozialistische Stadt. Wie diese Stadt aussehen sollte, wurde in den 16 Grundsätzen des Städtebaus formuliert. Normale Städte dienten der Industrieproduktion, die Hauptstadt aber sollte den Sozialismus repräsentieren und mit großen Plätzen und monumentalen Bauwerken die Überlegenheit des Systems zur Schau stellen. Große Alleen und Plätze sollten auch als Kulisse für sozialistische Demonstrationen dienen. Die Architektur sollte der lokalen Bautradition folgen.

Karl-Marx-Allee

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