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Die Frankfurter Altstadt

Die Neue Frankfurter Altstadt

Die Frankfurter Altstadt bestand vor dem Krieg aus rund 1.500 historischen Gebäuden, die im Feuersturm britischer und amerikanischer Bomben 1944 unterging. Frankfurt am Main hatte damals die größte Fachwerk-Altstadt der Welt. Die mittelalterlichen Holzbauwerke wurden durch das Feuer komplett zerstört nur einzelne Steinsockel und Steinfassaden ragten aus dem Trümmerfeld.

Nach dem Krieg wurden nur wenige historische Bauwerke wieder aufgebaut. Die Trümmer wurden abgerissen und die Grundstücke mit modernen Gebäuden bebaut. Auf dem Grundstück der Neuen Frankfurter Altstadt wurde das Technische Rathaus errichtet, ein Betonklotz mit drei Türmen. Darunter wurde eine Tiefgarage und die U-Bahnstation Dom/Römer gebaut.

Die Frankfurter Altstadt war zerstört und neu bebaut worden. Der Verlust der Altstadt lebte nur noch in den Köpfen weniger Frankfurter weiter. Im Jahr 2005 wurde überlegt das Technische Rathaus abzureißen und durch ein Wohnquartier zu ersetzten. Der siegreiche Entwurf im Architekturwettbewerb konnte nicht überzeugen, obwohl er das Straßenraster der historischen Altstadt imitierte.

Die Stimmen wurden lauter die historische Altstadt wieder aufzubauen. Der Ingenieur Dominik Mangelmann zeigt auf, dass man die Altstadt rekonstruieren kann. 2007 beschließt die Stadt Frankfurt die Altstadt neu zu errichten. 2010 wird das Technische Rathaus abgerissen, zwei Jahre später wird der Grundstein der Neuen Altstadt gelegt. Die neue Altstadt besteht aus 35 Häusern, davon wurden 15 nach historischen Vorbildern rekonstruiert. Die restlichen Häuser sind modern, passen sich jedoch städtebaulich an die Gestaltung der Altstadt an.

Die Stadt Frankfurt gründet die DomRömer GmbH, die das komplette Quartier errichtet. Die Neue Altstadt kostet 210 Millionen €. Durch den Verkauf von Eigentumswohnungen nimmt die Stadt 75 Millionen € ein. Einige Gebäude bleiben im Besitz der Stadt und werden vermietet oder als Museum genutzt. Im September 2018 wurde die Neue Frankfurter Altstadt eröffnet.

Tipp: Ein Modell der historischen Altstadt befindet sich im Historischen Museum der Stadt Frankfurt.

Krönungsweg

Frankfurt war zusammen mit Aachen der Krönungsort der Deutschen Kaiser. Zunächst wurden die Kaiser in Frankfurt nur gewählt, ab 1562 fanden hier auch die Krönungen statt. Den Kaiser dort zu krönen wo er gewählt wurde machte Sinn und die Fürsten konnten sich die beschwerliche Reise nach Aachen sparen. Der Krönungsweg führt vom Römer durch die Altstadt zum Dom Sankt Bartholomäus. Im Dom wurde der Kaiser vom Mainzer Bischof gekrönt, da Frankfurt selbst kein Bischofssitz ist. Der Krönungsweg heißt eigentlich nur “Markt”. Die Pergola zwischen Altstadt und Kunsthalle Schirn steht dort, wo früher die südliche Häuserzeile des Krönungswegs stand.

Hühnermarkt

Der Hühnermarkt ist der zentrale Platz der Frankfurter Altstadt. Auf dem Platz steht der Stoltze-Brunnen. Friedrich Stoltze war ein Frankfurter Dichter und herausgeber der satirischen Zeitschrift Frankfurter Latern. Sein Vater betrieb die Gaststätte “Zum Rebstock” und lebte mit seiner Familie in diesem Haus. Friedrich Stolze wurde 1816 in der Frankfurter Altstadt geboren, sein Geburtshaus wurde 1904 für den Bau der Braubachstraße abgerissen. Ein Zitat Friedrich Stoltzes kennt jeder Frankfurter: “Un es will mer net in mein Kopp enei, wie kann nor e Mensch net von Frankfort sei!”

Das Stoltze Museum wurde 2019 im Haus zum “Weißen Bock” am Markt 7 (Krönungsweg) eröffnet.

Das berühmteste Haus am Hühnermarkt ist das Haus von Goethes Tante Johanna Maria Melber. Am Haus befindet sich ein Plakette mit Tante Melber. Das Haus liegt am Hühnermarkt, gehört aber schon zur Straße “Hinter dem Lämmchen”. Der junge Goethe lebte über ein Jahr in diesem Haus und blickte von der Wohnung, auf das bunte Treiben auf dem Frankfurter Hühnermarkt. Seine lebenslustige Tante verewigte Johann Wolfgang von Goethe in “Dichtung und Wahrheit”.

Rotes Haus

Das “Rote Haus” war das Haus der Metzger und auch in der Neuen Altstadt wird eine Metzgerei hier einziehen. Das “Rote Haus” ist jedoch das Haus neben dem roten Eckhaus. Heute ist das “Rote Haus” weiß. Die beiden Häuser gehören aber zusammen, weil sich der Eingang zum Eckhaus im Haus neben an befindet. Das Eckhaus wurde über einem Durchgang errichtet der frei bleiben musste, daher hat das Haus kein Erdgeschoss. Im Erdgeschoss befindet sich eine Schirn, ein offener Verkaufsstand für Würste. Das Frankfurter Würstchen wurde hier erfunden und verkauft. Den Namen Schirn hat auch die Frankfurter Kunsthalle übernommen, zu der man gelangt, wenn man durch das Eckhaus Richtung Süden hindurch geht. Früher wurde das “Rote Haus” alle drei Jahre mit Ochsenblut gestrichen, heute werden industrielle Farben verwendet.

Hinter dem Lämmchen

Die Straße “Hinter dem Lämmchen” wurde sehr wahrscheinlich nach einem Haus oder Lokal benannt, das “Zum Lämmchen” oder so ähnlich hieß. Im Mittelalter gab es noch keine Hausnummern, daher hatten alle Häuser einen Namen. Am Haus Hinter dem Lämmchen 6 wurde ein Wappenschild aus Sandstein angebracht, auf dem ein goldenes Lämmchen und eine Bockmühle zu erkennen ist. Bockmühlen sind Windmühlen, die man komplett in die Windrichtung drehen kann. Das ist der älteste Windmühlentyp Europas. Später wurden Mühlen erfunden, bei denen man nur noch die Kappe (den oberen Teil) der Mühle drehen musste. Im Freilichtmuseum Hessenpark steht eine Holländermühle mit drehbarer Kappe. Im Haus Hinter dem Lämmchen 6 gibt es einen Durchgang zur Braubachstraße, bei dem man durch den Innenhof des Hauses laufen kann. Im Innenhof sieht man die hölzernen Loggien, die man über offene Treppen betritt.

Zurück zur Straße “Hinter dem Lämmchen”. Gegenüber der Hausnummer 6 wurde ein modernes Gebäude gebaut, das jedoch im Erdgeschoss ein historisches Eingangsportal aus Sandstein besitzt. Diese stammt von einem Haus aus der Schillergasse, das 1906 abgerissen wurde. Das barocke Portal wurde gerettet und stand lange Zeit im Garten des Liebieghauses, bis es seine neue Heimat in der Frankfurter Altstadt fand.

Klein Nürnberg

Das Haus Hinter dem Lämmchen 8 heißt “Klein Nürnberg”. Früher befand sich hier ein Adelssitz der Glauburger Fürsten aus Glauberg in der Wetterau. Später wurde das Gebäude von Händlern aus Nürnberg genutzt, die hier ihre Waren anboten. Im Erdgeschoss wurde die gotische Markthalle mit Kreuzrippengewölbe rekonstruiert. Hier wird jedoch kein Markt mehr abgehalten, das Gebäude “Klein Nürnberg” wurde von der evangelischen St. Paulsgemeinde gekauft und dient heute religiösen Zwecken.

Blick auf die Neue Altstadt vom Dom.

Goldene Waage

Die “Goldene Waage” ist das schönste Haus der neuen Frankfurter Altstadt, es steht gegen über dem Dom, am Ende des Krönungswegs. Sein Markenzeichen ist die Goldene Waage die an der Hausecke von einem Arm gehalten wird. Die Goldene Waage wurde von Abraham van Hamel und seiner Frau Anna van Litt im Jahr 1619 erbaut. Die Kaufmannsfamilie kam als Glaubensflüchtlinge aus den Spanischen Niederlanden (Antwerpen) nach Frankfurt am Main. Die beiden Hausbesitzer findet man in Stein gemeißelt an der Fassade. Aus ihrer flämischen Heimat brachten sie auch Verzierungen mit die das Haus schmücken. Löwenköpfe und Wasserspeier mit Drachenköpfen findet man auch in anderen Hansestädten. In Frankfurt wirken die goldenen Drachenköpfe jedenfalls sehr exotisch. In der Frauengasse in Danzig sind sie hingegen ganz normal. Der Architekt Jochem Jourdan hat im Erbverzeichnis der Stadt Straßburg den Hinweis auf drei goldene Drachenköpfe gefunden und solche für die Rekonstruktion des Hauses anfertigen lassen. In der Goldenen Waage eröffneten die beiden wohlhabenden Kaufleute eine Gewürzhandlung und eine Konditorei. Im 5 m hohen Erdgeschoss hat ein Café eröffnen. Auf dem Dach der “Goldenen Waage” befindet sich das “Belvederchen”, eine kleine Dachterrasse mit Blick über die neue Frankfurter Altstadt. Die oberen Geschosse des Hauses werden als Museum genutzt, hier wird das Mobiliar aus dem 17. Jahrhundert ausgestellt, das vor den Bombenangriffen gerettet werden konnte. Vom Nachbarhaus Stoltze Museum gelangt man in die “Goldene Waage” und kann den Ausblick vom Belvederchen genießen. Mit rund 8 Millionen € war die Goldene Waage die teuerste Rekonstruktion der neuen Frankfurter Altstadt.

Kaiserpfalz Frankfurt

Der Hügel über dem Main auf dem sich heute die Frankfurter Altstadt befindet wurde schon von den Römern um 150 nC bebaut. Diesen waren jedoch nicht die Ersten, Funde beweisen, dass hier schon vor 10.000 Jahren Menschen lebten. Nach den Römern kamen die Karolinger und bauten hier ab 860 nC eine Kaiserpfalz. Die baulichen Überreste der Römer und Karolinger verschmelzen im Archäologischen Garten zu einer gemeinsamen Ausgrabungsstätte. Auf hinterleuchteten Schaukästen wird die Geschichte zum Leben erweckt. An den beiden Eingängen gibt es eine kurze Einführung in das Thema. Über der Ausstellungsfläche schwebt der Veranstaltungsraum des Stadthauses, der mit goldenen Schuppen den Ort des Kaisersaals markiert. 

 Ein Eingang befindet sich links neben der Goldenen Waage, ein weiterer Zugang liegt zwischen dem Roten Haus und der Kunsthalle Schirn. Der Eintritt ist frei.

Oben: Das Technische Rathaus im Jahr 2010 vor dem Abbruch.

Links: Neubau der Altstadt

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